Zusammenfassung

Ungeachtet der ideologischen Bandbreite grüner Ursprünge richtet der Artikel den Blick auf die Bedeutung der „Neuen Linken" für die Gründung der Grünen. Obwohl die Formel „von 1968 nach 1983“ allzu plakativ und formelhaft argumentiert, spielten und spielen Ideen und Handlungsmuster der „Neuen Linken“ für die Grünen eine zentrale Rolle. In einem ersten Schritt wird der grüne Gründungsprozess in die politische Ideen- und Organisationsgeschichte der „Neuen Linken“ seit den 1960er Jahren eingeordnet. In einem zweiten Schritt wird die Frage nach den Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu 1968 gestellt: Welche Handlungsmuster und Anliegen aus dem „Erbe“ der „Neuen Linken“ prägten auch noch die frühen Grünen maßgeblich? Inwiefern markiert ihr Aufstieg aber auch einen Paradigmenwechsel innerhalb der (bundesdeutschen) Linken? Es wird argumentiert, dass die frühen Grünen teilweise in die Fußstapfen der „Neuen Linken“ traten, aber mehr sind als deren bloßer Erbe oder gar Nachlassverwalter: Ihre spezifische Gestalt gewann und gewinnt die Partei durch das Neben- und Mit-, zuweilen auch Gegeneinander unterschiedlicher politischer Traditionsstränge. Dabei spielten nicht zuletzt die ideengeschichtlichen Wandlungsprozesse, welche die „Neue Linke“ nach 1968 selbst durchlief, eine entscheidende Rolle: Das, was 1968 „links“ war, war es 1983, dem Jahr des ersten grünen Einzugs in den Deutschen Bundestag, in dieser Form nicht mehr.