Résumé

Im deutschsprachigen Raum hat im zeitgenössischen Tanz die Auseinandersetzung mit der eigenen Tanz-Biographie Konjunktur. In Formaten wie der von Philipp Gehmacher initiierten Serie walk + talk werden Möglichkeiten des über die eigenen Arbeitsweisen Rechenschaft-Gebens erprobt, die mein Beitrag unter der Perspektive von Judith Butlers Vorlesungen zur Kritik der ethischen Gewalt betrachtet. Hierbei werden poetologische Verfahrensweisen – das heißt Verfahren der tänzerischen Begriffsbildung – entwickelt, die Resonanzen in der zeitgenössischen Lyrik aufweisen. Während das Verhältnis von Tanz und Literatur, etwa um 1900, davon geprägt war, wie Schriftsteller über den Tanz schrieben, soll gezeigt werden, wie zeitgenössischer Tanz und zeitgenössische Lyrik parallel zueinander und zu offiziell als theoretisch markiertem Denken an Poetologien und theoretischen Positionen arbeiten, die im Tanz auch über Sprache, in der Sprache auch über den Tanz verhandelt werden. Besonderes Augenmerk wird hier mit Bezug auf Butler auf die poetischen und tänzerischen Verhandlungen eines ethischen Subjekts gelegt, das sich selbst nie restlos verfügbar ist.